Dublin

September 2007

Fünf der 12 Cellisten reisen für ein Konzert in Turin von Berlin an. Im Anschluss an eine Orchesterreise müssen die weiteren sieben Kollegen mit ihren Instrumenten per Flug von Dublin nach Mailand, Weiterreise nach Turin mit Bus. Beginn des Konzerts: 19h.

Es ist Sonntag früh, 5.25h: Abfahrt mit Taxis zum Flughafen, Abflug um 6.40h.

Was keiner weiß: an diesem Morgen fliegen 10 (!) Sondermaschinen zum Besuch des Papstes nach Lourdes, am Flughafen ist die Hölle los. Die mit 20 Minuten veranschlagte Fahrzeit der Taxis wird sich auf 40 Minuten verdoppeln. Alle Überredungskünste gegenüber dem Flughafenpersonal helfen nicht: der Flieger ist weg!

Entsetzte Gesichter, aber zum Aufgeben ist es (6.30h) wahrlich noch zu früh. Folgende Fragen stellen sich:

  • Welche Stadt nahe Turin hat einen Flughafen?
  • Wird dieser an diesem Tag von Dublin aus angeflogen?
  • Zu einer Zeit, die eine Ankunft am Konzertort vor 19h ermöglicht (durch die Zeitumstellung verlieren wir noch eine Sunde!)?
  • Mit 14 verfügbaren Plätzen?
  • Wie kommen wir vom Zielflughafen nach Turin?

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker

Nach vielen Telefonaten (inzwischen ist es 7.30h) und Gesprächen mit dem Bodenpersonal zeigt sich, dass unsere einzige Option darin besteht, unsere Flüge nach Genf (Schweiz) umzubuchen, wobei wir dort erst gegen 15h eintreffen sollen.

Über unser Reisebüro (das auch die Orchesterreisen betreut und aus diesem Grund an diesem Tag Mitarbeiter in Dublin hat) besteht der Kontakt zu einer Konzertagentur in Genf: deren Chef befindet sich in einem Meeting in Luzern, aber ihm gelingt es, seine Sekretärin zu erreichen. Diese rekrutiert 2 Fahrer (direkt vom Tennisplatz) und organisiert 2 Kleinbusse für den Weitertransport von Genf nach Turin (280km).

Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt gekommen, den Veranstalter über unser "kleines" Problem zu informieren: mit Müh und Not können wir ihn davon überzeugen, dass wir pünktlich eintreffen werden und er das Konzert nicht absagen soll.

15.45h

Nach Eintreffen und Einsammeln des Gepäcks können die Busse starten, die Straßen sind frei, selbst vor dem Montblanc-Tunnel gibt es ungewöhnlicherweise keinen Stau; dank der olympischen Spiele 2006 existiert auf italienischer Seite sogar eine Autobahn.

Kurz vor dem Zielort treffen wir den Veranstalter, der uns über Schleichwege zum Konzertort leitet: Ankunft 18.50h. Da der Beginn des Konzerts inzwischen auf 19.30h verschoben worden ist, bleibt sogar noch Zeit für Brezel und Cola!

Nachschlag:

2 Tage später müssen wir von Florenz über München nach Posen. Abflug: 6.40h!

Geläutert durch unsere Erfahrungen beschließen wir, die Abfahrt des Busses auf 5.20h festzulegen (veranschlagte Fahrzeit 20 Minuten).

Um 5.19h finden sich alle Kollegen etwas unausgeschlafen vor dem Hotel ein. Als der Bus um 5.25h noch nicht eingetroffen ist, rufen wir die Agentin an: Unser Busfahrer hat verschlafen!

Gegen 5.40h vernehmen wir endlich das Motorengeräusch eines sich schnell nähernden großen Fahrzeugs. Innerhalb einer Minute ist das Gepäck verladen, in rasendem Tempo geht’s weiter Richtung Flughafen. Diesen erreichen wir um 6.03h.

Zum Glück treffen wir hier auf weniger renitentes Flughafenpersonal: die Reise kann wie geplant stattfinden.

Im Anschluss an unser um 18h beginnendes Konzert in Posen erreichen wir wie geplant den Zug, mit dem wir gegen 24h am Hauptbahnhof in Berlin ankommen - morgen früh um 10h ist schließlich Orchesterprobe!