Pleiten, Pech und Pannen

Ein taiwanesischer Horrortrip

"Das mit Spannung erwartete Konzert der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker wurde durch eine Kette von Ereignissen fast verhindert." So begann der Artikel in der Taipeh Times, der nach einem Gastspiel des Ensembles in Taiwans Hauptstadt erschien. Zunächst platzte bei der Landung in Taipeh dem Flugzeug ein Reifen.

- Ruhig Blut! Wir sind ja erst 16 Stunden geflogen, zwei Mal umgestiegen und haben fünf Stunden auf Flughäfen gewartet, da kommt es auf ein paar Minuten (oder Stunden?) Wartezeit auf dem Rollfeld auch nicht mehr an. Das Konzert soll ja erst in einigen Stunden stattfinden, wir können warten, sollen die nur in Ruhe den Schaden begutachten!
Gott sei’s gedankt, alles nicht so tragisch, es dauert nur ein knappes Stündchen.

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- Aber eigentlich hatten wir doch zwei Koffer mehr?
Stimmt. Da ist den Herrschaften vom Bodenpersonal wohl ein Fehler unterlaufen.
- Na, macht nichts, kann schließlich schon mal vorkommen.

Unerfreulich, dass in den beiden Koffern auch die Konzertkleidung und die Noten zweier Cellisten Asia-Tour 2002, Künstlerzimmerstecken. Immerhin können um vier Uhr nachmittags alle 12 durch die Drehtür in das Hotel rotieren, und nachdem man fast 24 Stunden unterwegs war, sind zwei Stunden Pause bis zur Abfahrt in die National Concert Hall doch recht großzügig bemessen. - Bestens. Nur die beiden Koffer fehlen noch.

19 Uhr. Anspielprobe. Keine Koffer, keine Noten … - Was machen wir bloß, wenn ...

20 Uhr. Konzertbeginn. Immer noch stehen zwei Cellisten im T-Shirt und ohne Noten da, man überlegt, ob jetzt vielleicht alle im T-Shirt und ohne Noten auftreten sollten. Da rumpelt was ... An der Hand zweier hechelnder Taiwanesen kommen zwei Koffer durch den Künstlereingang hereingestolpert.
- Na prima, schnell umziehen. Noten sortieren wir auf der Bühne. Im Saal wird es allmählich unruhig.

- Einmal durchzählen, alle da? Neun, zehn, elf. Moment, wo steckt Georg? Alle Mann ausschwärmen zum Suchen! Have you seen a cellist? Ach, Sie sprechen kein Englisch!
Sieben Minuten später kann das Konzert tatsächlich beginnen – alle 12 tragen ihren Konzertsmoking, haben ihre Noten unter dem Arm, und richtig, Georg Faust ist auch wieder da. Er hatte sich leichtsinnigerweise ohne Kompass auf die Suche nach einem stillen Örtchen begeben. Dabei sind die Herrentoiletten eigentlich leicht zu finden: Den Gang runter, die dritte Tür rechts, die Treppe hoch in den zweiten Stock, durch die Glastür, links halten und gleich scharf rechts, dann ist es die zweite Tür (oder war’s doch die dritte?) auf der rechten Seite.

Das Konzert lief übrigens blendend! Oder kam uns das nur so vor??